Historie

Vom “Hindenburg-Befreiungsturm“ über das “Gruppenwasserwerk Gerauer Land“ bis zum “Wasserwerk Gerauer Land“

Im Gerauer Land wurde aufgrund des hohen Grundwasserspiegels der Wasserbedarf bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts mittels eigener Brunnen mit Schwengelpumpen gedeckt.

Überlegungen hinsichtlich einer zentralen Wasserförderung mit einem Leitungsnetz wurden nach Ende des 1. Weltkrieges lauter. Erste Ansätze für eine gemeinsame Wasserversorgung gab es in Gemeinden östlich von Groß-Gerau, diese wurden aber nach gescheiterten Bohrversuchen nicht weiter verfolgt.

Im Frühjahr 1927 begann die Stadt Groß-Gerau mit der Realisierung eines Wasserwerks unter Miteinbeziehung der Gemeinden Berkach, Büttelborn, Dornberg, KleinGerau, Nauheim, Wallerstädten und Worfelden. Nachdem die einzelnen Räte der aufgeführten Gemeinden über einen Beitritt zugestimmt hatten, wurde am 12.06.1927 die Gründung des Wasserverbandes mit dem Namen “Gemeindeverband für das Gruppenwasserwerk Gerauer Land“ beschlossen. Im Dezember 1927 und März 1928 fanden Probebohrungen statt. Der Pumpversuch beim ersten Brunnen war erfolgreich. Im August 1928 wurde mit der Bohrung des zweiten von insgesamt vier geplanten Brunnen begonnen.

Die erste offizielle Sitzung des Verbandsauschusses des neugegründeten Verbandes fand am 08.06.1928 statt.

Am 14.03.1929 erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau des Wasserturms, der mit ca. 47 m Höhe und 500 m³ Fassungsvermögen als Speicher und Druckbehälter dienen sollte. Der Wasserturm und das Wasserwerk am Wasserweg in Groß-Gerau wurden im Oktober 1930 eingeweiht, der Wasserturm unter dem Namen „“Hindenburg-Befreiungsturm“.

Die Belegschaft bestand anfangs aus dem Werkleiter, einem Monteur und sechs Rohrmeistern, die für die Kontrolle der jeweiligen Ortsleitungen zuständig waren.

In dieser Anfangszeit des Verbandes entstand ein Verteilungsnetz von ca. 80 km Länge, an das 2.355 Haushalte angeschlossen waren.

Die vier Brunnen förderten stündlich jeweils ca. 80 m³ zur Aufbereitungsanlage. Drei Netzpumpen erzeugten neben dem Wasserturm den erforderlichen Netzdruck. Die Tagesleistung war auf 2.500 m³ ausgelegt. Die genehmigte Entnahmemenge aus den Brunnen betrug 1,8 Mio. m³ pro Jahr.

Probleme in den Anfangsjahren waren insbesondere Versorgungsengpässe in den Sommermonaten und aufgefrorene Anschlüsse und Leitungen im Winter.

Beim amerikanischen Einmarsch in Groß-Gerau in 1945 wurde der Wasserturm leicht beschädigt. Schwerer betroffen war das Wasserwerk selbst. Die Brunnenanlage war so weit zerstört, dass die Wasserversorgung aus den Brunnen der Helvetia-Konservenfabrik durch unaufbereitetes Wasser aufrechterhalten werden musste.

Nach Kriegsende war ein starker Zuwachs der Bevölkerung zu verzeichnen. Für den Wasserverband bedeutet dies neben der Beseitigung der Kriegsschäden die Anpassung an die neuen Bedingungen. Hierfür wurden zwei neue Brunnen gebohrt, die Filteranlage wurde erweitert, ein neuer Tiefbehälter mit 800 m³ Inhalt wurde gebaut und die Netzlänge nahezu verdoppelt.

Am 02.09.1959 beschloss der Verbandsausschuss die Erweiterung des Verbandsgebietes. Neue Mitglieder wurden die Gemeinden Astheim, Geinsheim, Hessenaue und Trebur.

Neben der wesentlichen Vergrößerung des Verbandes musste auch der Verlegung der Brunnen Rechnung getragen werden. Dies wurde durch den Bau der Autobahn A67 notwendig, die das bisherige Wassereinzugsgebiet durchkreuzte.

Durch den Bau neuer Brunnen und Rohrleitungen wurde die Wasserversorgung den aktuellen und künftigen Gegebenheiten angepasst. Die Verbandsgemeinden Trebur und Astheim wurden durch neue Fernleitungen angeschlossen.

Es folgte der Bau von 5 weiteren Brunnen im Groß-Gerauer Stadtwald.

Mit dem Neubau des Wasserwerks mit der zentralen Druckerhöhungsanlage, der Aufbereitungsanlage und den neuen Tiefbehältern wurde in 1961 begonnen. Die Einweihung erfolgte am 21.10.1966.

In 1966 wurde auch die Verbandsorganisation geändert mit neuer Satzung und dem neuen Namen “Wasserverband Gruppenwasserwerk Gerauer Land“.

Der Anbau des Verwaltungsgebäudes erfolgte in 1988.

In 1992 wurde der Verband umgegründet und heißt seitdem “Zweckverband Wasserwerk Gerauer Land“.

Der neue Wasserbehälter (3. Kammer) mit einem Fassungsvermögen von 4.000 m³ wurde am 18.02.2016 in Betrieb genommen.

Zum 01.01.2016 wurde das Wassernetz in Dornheim vom Wasserwerk übernommen. Nach Fertigstellung und Inbetriebnahme der Verbindungsleitung von Berkach nach Dornheim konnte die Wasserlieferung nach Dornheim Anfang Oktober 2016 aufgenommen werden.

Das neue Wasserrecht mit einer Bewilligungsmenge von 3,6 Mio. m³ pro Jahr wurde am 22.02.2017 erteilt. Es hat eine Laufzeit bis zum 31.12.2046 und stellt somit die Grundlage dar für die weitere langfristige Sicherstellung der Trinkwasserversorgung für die Kunden (Haushalte und Gewerbe/Industrie) im Versorgungsbereich des Wasserwerks.

Die aus den Jahren 1964/1965 stammende zentrale Druckerhöhungsanlage des Wasserwerks wurde mit einem Investitionsbedarf von ca. 2,1 Mio. € komplett erneuert. Die neuen energieeffizienten Pumpen einschließlich Verrohrung wurden im August 2019 nach 10-monatiger Bauzeit in Betrieb gesetzt.

Das neue Was­ser­recht mit ei­ner Be­wil­li­gungs­men­ge von 3,6 Mio. m³ pro Jahr wur­de am 22.02.2017 er­teilt. Es hat eine Lauf­zeit bis zum 31.12.2046 und stellt so­mit die Grund­la­ge dar für die wei­te­re lang­fris­ti­ge Si­cher­stel­lung der Trink­was­ser­ver­sor­gung für die Kun­den (Haus­hal­te und Ge­wer­be/​In­dus­trie) im Ver­sor­gungs­be­reich des Was­ser­werks.

Die aus den Jah­ren 1964/​1965 stam­men­de zen­tra­le Druck­erhö­hungs­an­la­ge des Was­ser­werks wur­de mit ei­nem In­ves­ti­ti­ons­be­darf von ca. 2,1 Mio. € kom­plett er­neu­ert. Die neu­en en­er­gie­ef­fi­zi­en­ten Pum­pen ein­schließ­lich Ver­roh­rung wur­den im Au­gust 2019 nach 10-mo­na­ti­ger Bau­zeit in Be­trieb ge­setzt. 

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Mit Blick auf den 100. Geburtstag des im Jahr 1929 in Betrieb genommenen Wasserturms erfolgten 2022 umfangreiche Untersuchungen zur Bausubstanz des Gebäudes. Ziel war es, belastbare Erkenntnisse zur die Sanierungsfähigkeit des Turmgebäudes zu erhalten. Im Herbst 2022 war klar, dass das Tragwerk des Wasserturmes insbesondere in den Decken- und Unterzugsystemen erhebliche Mängel aufwies. Diese Erkenntnis führte zu einer umgehenden Aufhebung der Mietverhältnisse in den oberen Geschossen. Lediglich der Frisörsalon im Erdgeschoss bleibt bis auf Weiteres vor Ort erhalten, da hier die Standsicherheit nachgewiesen werden konnte.

Zu klären bleibt in den nächsten Monaten was mit dem Wasserturm, der nun kein Wasser mehr speichert,  passieren soll. Dazu gilt es Antworten auf viele Fragen zu finden: Bieten sich Möglichkeiten der Sanierung und wie könnten diese aussehen? Welchem Zweck könnte das Gebäude zukünftig dienen? Was wäre aus Brandschutzsicht zu beachten und vor allem, was würde das alles kosten